Abbatiale Bellelay

14.06–27.07.2014

Barock
Renate Buser

Renate Busers fotografische Installation „Barock“ geht auf die Besonderheiten des Beerschen Baus ein. Franz Beer baute die Klosterkirche zwischen 1710 und 1714 nach dem sogenannten „Voralpberger Münsterschema“ um: ein langes Mittelschiff führt über ein angedeutetes Querhaus zum Chor hin. Die Seitenschiffe sind gleich hoch wie das Mittelschiff und durch massive Wandpfeiler vom Mittelschiff getrennt. Diese Wandpfeiler bestimmen massgeblich den Rhythmus im Raum, denn sie unterstreichen den longitudinalen Charakter der Kirche. Um diesen Charakter noch zu verstärken bedient sich der Architekt eines raffinierten Winkelzugs. Während die Anzahl der Pfeiler im Schiff und im Chor identisch sind, sind sie im Chor dichter angeordnet. Für die BetrachterInnen aus dem Schiff scheint der Chor deshalb die gleiche Länge wie das Schiff zu haben.

Die „Prozession des Wandpfeilers“, wie Franz Beer die lineare Anordnung der Pfeiler nennt,
beschäftigt auch Renate Buser. Die Architektur des Ausstellungsortes ist ihr eigentliches Thema. Renate Buser greift mittels Umkehrungen, Verschiebungen von Massstäben und Überblendungen in den Raum ein und kreiert so perspektivische Illusionen. Sie zeigt architektonische Elemente aus verschiedenen Winkeln, entfremdet sie, um den Blick darauf zu schärfen und spielt dabei mit den Volumen und Distanzen. Sie beschäftigt sich mit Perspektive, Augenhöhe, der Beziehung zwischen Mensch und Architektur und zwischen Raum und Bild. Buser fotografiert Elemente aus der Architektur und druckt sie auf grossformatige Planen (bis 270m2). Durch die sehr präzise Platzierung dieser Ausschnitte in den Raum – innen wie auch aussen – hebt sie die lineare Wahrnehmung des Raumes auf, legt jedoch gleichzeitig deren Grundstrukturen offen, macht sie sichtbar. Die weiche und flexible Materialität der Planen steht dabei im Gegensatz zu der monumentalen barocken Architektur und der Ornamentik. „Die Spannung zwischen Fotografie und Architektur besteht für mich darin, dass sie unterschiedliche Zeitlichkeiten beinhalten. Der ‘Inhalt’ meiner Arbeit erschliesst sich im gleichzeitigen Erleben von realem Raum, der sich in konstanter Bewegung und Veränderung befindet, und fiktivem Raum. Es gibt keinen ‘richtigen’ Standort, ebenso wie es kein Foto gibt, das alles zeigt.“ (Renate Buser)

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